Die Neuen in Schwerin

Sven Bärwinkel hat viele Jahre in anderen Städten gelebt und ist mit seiner Frau Maria zurückgekehrt

Schwarz ist ihre Lieblingsfarbe, dann Rot und danach Grün. Und weil dies in der Stadt viel zu finden ist, sind sie seit März 2020 in Schwerin – wobei Sven Bärwinkel zu seinen Wurzeln zurückgekehrt ist.
Maria und Sven Bärwinkel bringen den Gothic-Style nach Schwerin. Über ihre Outfits regt sich hier niemand auf, Fotos: mp/csS

Schwerin • Schwarz ist ihre Lieblingsfarbe, dann Rot und danach Grün. Und weil dies in der Stadt viel zu finden ist, sind sie seit März 2020 in Schwerin – wobei Sven Bärwinkel zu seinen Wurzeln zurückgekehrt ist.

Der 36-jährige Kfz-Mechatroniker zog mit seinen Eltern nach Bremerhaven, als er 14 Jahre alt war. Sven Bärwinkel machte dort seinen Schulabschluss und danach die Lehre. 2005 lernte er seine zukünftige Frau in einem Chat kennen. Sie lebte damals bei ihren Eltern im weit entfernten Torgau. Ein Jahr lang schrieben sie sich. „Sven wurde mein bester Freund, mit dem ich meine Träume teilte oder meine Ängste.“ Als ihr Vater auszog, ging es Maria Bärwinkel schlecht. Ihr Freund kam nach Torgau – und blieb. Er fand einen Job bei BMW in Leipzig und pendelte. Sie war damals noch in der Ausbildung zur Verkäuferin im Konsum.

Als Sven Bärwinkels Eltern in Rente gingen und zurück nach Schwerin zogen, lernte seine Frau bei vielen Familientreffen die Heimat ihres Mannes kennen und lieben. „Manchmal, wenn ich heute zur Arbeit fahre, sehe ich die Touristen am Schloss und denke: Ich hab‘s gut, ich darf hier leben. Endlich bin ich nicht mehr nur zu Besuch.“ Maria und Sven Bärwinkel wohnen in Neu Zippendorf. Hier kennt er, der Rückkehrer, sich bestens aus. „Wenn ich bei uns aus dem Fenster schaue, sehe ich mein altes Kinderzimmer im Haus gegenüber.“

Vor zwölf Jahren haben die beiden geheiratet. Maria Bärwinkels Brautkleid war schwarz – natürlich. Das Paar ist in der Gothic-Szene aktiv. „Schwarz ist das Hauptthema in unserem Kleiderschrank, aber in Schwerin sind wir deswegen nie komisch angeschaut worden. Sogar unsere Chefs stören sich nicht an unserem Aussehen“, freut sich die gelernte Verkäuferin. 13 Jahre waren die Bärwinkels in Sachsen. Als beide in ihren Jobs nicht mehr weiterkamen, beschlossen sie, nach Schwerin zu ziehen – ohne Arbeit, nur mit ein paar Vorstellungsterminen im Gepäck. Eine Woche nach dem Umzug kam der Corona- Lockdown. Trotzdem: In Schwerin hat sich alles nach ihren Wünschen gefügt. Beide bekamen tolle Jobs, in denen sie sich wohlfühlen. Maria Bärwinkel fand in Raben Steinfeld sogar einen Stall für ihr Pferd Orion. Manchmal kommt es auf den Hänger und sie fährt ans Meer. Dort galoppiert sie dann über den Strand. „Mein Mädchentraum ist wahr geworden“, sagt sie und strahlt. „Das Beste: Es ist nicht weit, abends bin ich wieder zuhause in Schwerin.“

Catharina Scheer

Severin Wallraf, 25 Jahre

Ich absolviere hier den praktischen Teil meines Medizinstudiums. Patienten abhören und erste Diagnosen stellen gehören zu meinen Aufgaben. Der beste Ausgleich dazu ist der Sport. Im Moment lerne ich das Boxen im Verein Traktor Schwerin. Seit Oktober bin ich in der Paulsstadt zuhause und erkunde die Umgebung am liebsten mit dem Fahrrad. Ich hatte hier auch schon einen Unfall durch Bahnschienen, deshalb wünsche ich mir mehr sichere Radwege in der Stadt. Die Ärzte an den Helios Kliniken haben mich sehr herzlich aufgenommen. Die Schweriner sind freundlich, offen und ehrlich. Das gefällt mir.