Er fühlt leise Töne laut

Alexander Klähn macht sich vielfach stark für seine Mitmenschen

Das Interview zum Stadtgesicht ist dem 48-Jährigen beinahe unangenehm. „Ich weiß nicht recht, ob das was für mich ist“, sagt er.
Alexander Klähn ist seit 2002 mit der Band Sconehead unterwegs, Fotos: privat

Schwerin • Das Interview zum Stadtgesicht ist dem 48-Jährigen beinahe unangenehm. „Ich weiß nicht recht, ob das was für mich ist“, sagt er. „Ich bleibe eigentlich lieber im Hintergrund.“ Mit Blick auf seine vielen Facetten ist das kaum zu glauben – und niedrig stapeln ist fast unmöglich. Doch dass er es tut, macht Alexander Klähn aus. Er ist nun einmal bescheiden.

Wahrscheinlich gehörte diese Eigenschaft schon immer zu ihm. Ein Besuch in Gambia mit Landsmann und Kumpel Maddi aus seinem Fußballverein, hat ihn aber noch demütiger gegenüber dem gemacht, was er besitzt und wie er leben darf. „Das sind echt die ärmsten Leute der Welt dort, aber so freundlich, so offen und so dankbar. Der liebe Gott beschützt mich jeden Tag fünfmal“, erzählt er lachend von Afrika, wo seine gambianischen Freunde offenbar für ihn beten.

Seit 2012 fliegt Alexander Klähn regelmäßig dorthin und unterstützt einzelne Familien. „Ich sammle Spenden, die garantiert gezielt ankommen. Gerade haben wir Kinderpatenschaften vermittelt – dabei haben mir Anett und Ulrich Kropp vom Projekt ,Nebenan in Afrika‘ geholfen.“ Noch im Februar war Alexander Klähn in Gambia, diesmal mit seiner Frau und den zwei jugendlichen Kindern. „Wir haben mit den Familien dort gekocht, geredet, an deren Leben teilnehmen dürfen. Das macht etwas mit einem“, erzählt er. Und er ist beinahe gerührt davon, wenn er sich das Bild vor Augen ruft, wie seine Kinder mit den afrikanischen Teenagern über Fußball debattiert haben.

Das ist seine zweite Leidenschaft. „Ich spiele Fußball, seit ich sechs Jahre alt bin“, sagt er achselzuckend, als sei es Fügung gewesen. Für ihn ist der Sport mehr als die Begegnung auf dem Platz. Es ist die Begegnung mit Menschen und das Miteinander, das ihn fasziniert. „Eigentlich sind alle gesellschaftlichen Kontakte, die ich heute habe, aus dem Fußball entstanden. Die engsten Freundschaften bestehen seit langen Jahren. Das schätze ich an meinem Leben sehr.“ Dieses Leben ist mehr als ausgefüllt. Montags ist er als DFB-Stützpunkt-Trainer im Einsatz, dienstags, donnerstags und am Wochenende als Jugendtrainer für die U14-Mannschaft beim SSC.

Was Alexander Klähn daran mag: „Wissen vermitteln und die taktischen Züge umsetzen. Und die Kids fördern. Stärken stärken – das ist das Lebensmotto.“ Wer nun glaubt, dass Alexander Klähn beinahe so nett ist, dass er langweilig wäre, der irrt. Er erzählt zwar sympathisch und sieht in jedem Miesepeter etwas Gutes, aber es steckt auch ein Rockstar in ihm.

Mit der Band Sconehead ist er seit 2002 unterwegs. Die vier Jungs – obwohl allesamt inzwischen gestandene Männer – machen eigene Musik und spielen viele Cover-Songs. Auf die Frage, wie sich die Band nun genau definiert, sagt er grinsend: „Darüber gibt es heftige Debatten. Wir wollen echt ständig neue Lieder schreiben und mal wieder laut sein. Aber tatsächlich spielen wir viel unplugged auf Veranstaltungen. Und das sind meistens Covers.“ Als abgespeckte Version der eigenen Bandidentität empfindet er das aber nicht. „Wir spielen die fremden Songs zwar leise, aber wir fühlen das laut. So kriegen wir auch aus einer Holzgitarre einen irren Sound raus.“ Seine Augen leuchten, dann muss Alexander Klähn lachen: „Und ehrlich gesagt, machen wir dabei auch echt oft was kaputt“ – Rockstar eben.

Es gibt aber auch die kleinen, leisen Freuden des Lebens, zum Beispiel wenn er angelt oder wie in der Corona-Zeit am eigenen Haus herumbastelt. „Gerade habe ich die Klingel repariert. Fünf Jahre lang hat sie nur noch Dong gemacht. Jetzt macht sie wieder Ding Dong“, sagt Alexander Klähn, der neben Gambia-Hilfe, Familie, Fußball und Musik natürlich auch noch einen Beruf hat: Serviceleiter Elektronik. Und als ob all das nicht reicht, erzählt er schließlich, als sei die Idee längst vom Tisch: „Ich wollte übrigens mal ein Buch über Kreisligafußball schreiben.“ Und dann: „Ich glaub, das mache ich noch!“

Janine Pleger

Foto links: Alexander Klähn engagiert sich für Kinder in Ghana

Foto rechts: Fussball ist eine weitere Leidenschaft von Alexander Klähn

Fotos: privat