Aktiv bleiben im Alter – auch mit Demenz
Zentrum Demenz bietet gemütliches Beisammensein mit Gehirntraining
Schwerin • Es dauert eine Weile bis sich Nina Benz Gehör verschaffen kann. Alle reden, begrüßen sich lautstark, es wird gefragt, wo der eine oder andere Teilnehmer ist, und vom vergangenen Urlaub berichtet. Nach einer Weile kehrt Ruhe ein und Nina Benz ergreift das Wort.
„Herzlich willkommen alle zusammen. Schön, dass Sie es an diesem sonnigen Herbsttag hierher geschafft haben. Heute wird sich alles um den goldenen Oktober drehen“, sagt sie. Und schon sind alle beim Thema. Gemeinsam werden Begriffe gesucht, die zum „goldenen Oktober“ passen, ein Herbstlied angestimmt, ein Gedicht aufgesagt.
Wer es nicht besser weiß, könnte denken, bei einem ganz normalen Seniorennachmittag zu sein. Nur ganz selten fällt auf, dass vielleicht doch etwas anders ist. „Wir suchen nun männliche Vornamen, die mit T beginnen“, sagt Nina Benz. Theodor, Tilo, Timo, Tobias werden genannt. Torben, Torsten, Thomas...„Oh, das hätte ich wissen müssen“, sagt ein Teilnehmer, „so heißt mein Sohn.“
Alle, die hier zusammensitzen, leiden an einer beginnenden Demenz. Sie wissen darum und erzählen teilweise sehr heitere Anekdoten aus dem eigenen Alltag. Aber es wird auch schnell deutlich, dass nicht immer alles lustig ist bei diesem Krankheitsbild und vor allem die Angehörigen stark belastet sind. „Häufig wird eine Demenz erst recht spät festgestellt, weil die Betroffenen sie gut verstecken und ihr Leben anpassen, ohne dass andere es merken. Auch Angehörige wollen es lange nicht wahrhaben und scheuen sich davor, um Hilfe zu fragen. Hier wollen wir vorbeugen und einen niedrigschwelligen Ansatz bieten“, so Nina Benz vom Zentrum Demenz, das von der Landeshauptstadt Schwerin, dem Landkreis Ludwigslust-Parchim, dem LAGuS Mecklenburg-Vorpommern und dem Augustenstift zu Schwerin getragen wird. Die Teilnahme an einer solchen Gruppe kann dabei der richtige Einstieg sein. „Wir sitzen hier einfach beisammen und kommen ins Reden. Für Menschen mit Demenz ist es wichtig, im hier und jetzt zu bleiben. Sie sollten möglichst lange am Alltag teilnehmen. So werden sie gezwungen, zu kommunizieren, sich einzubringen und aktiv zu sein. Das ist das wichtigste, um den Krankheitsverlauf der Demenz möglichst lange zu verzögern.“ Und auch für die Angehörigen stellt die Gruppe eine Entlastung dar. Denn schnell dreht sich der Alltag der Angehörigen nur noch um den Betroffenen. Das kann eine große Belastung sein, denn jeder benötigt auch einmal Zeit für sich und eine kleine Auszeit. Und wenn es am Anfang nur die zwei Stunden sind, in der die Betroffenen sich im Zentrum Demenz treffen.
„So meine Herren, dann lassen Sie uns mal die Tische wieder reinholen. Ich habe wie immer Kuchen besorgt und extra auch eine Mohnschnecke, weil ich doch weiß, dass sie das mögen. Wer möchte was?“ Mit diesen Worten läutet Nina Benz den zweiten Teil des Beisammenseins ein und schon beginnt das Stimmengewirr von vorn und alle haben sichtlich eine gute Zeit miteinander.
Bei Interesse, Fragen und Nöten rund um das Thema Demenz berät das Zentrum Demenz Betroffene und Angehörige anbieterübergreifend gern unter der (0385) 521 338 18.
NfM/Franziska Hain