Landesregierung konkurriert mit Weihnachtsmarkt

Unverständnis bei Stadtmarketing und Politik

Der Stern des Nordens bekommt Konkurrenz.
Auf dem Alten Garten hat die Landesregierung den Betrieb eines Weihnachtsmarktes genehmigt, Foto: maxpress

Schwerin • Der Stern des Nordens bekommt Konkurrenz. Nachdem sich Händler, Tourismusverantwortliche und vor allem die Bürger gefreut hatten, dass der Schweriner Weihnachtsmarkt nach der Coronapause im vergangenen Jahr wieder stattfinden kann, ploppte die Nachricht auf, dass das Land einen zusätzlichen Weihnachtsmarkt auf dem Alten Garten genehmigt hat. Dieser wurde ohne Abstimmung mit der Stadt ins Leben gerufen. Das sorgt für Irritationen.

Auftraggeber für den zusätzlichen Markt ist das Finanzministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Das hat auch die Hoheit über die Fläche auf dem Alten Garten. Juristisch ist gegen die Genehmigung der Veranstaltung kaum etwas einzuwenden, politisch allerdings schon. Warum installiert die Landesregierung, quasi als Konkurrenz zum städtischen Weihnachtsmarkt, einen eigenen? Fakt ist, dass der Platz auf dem Alten Garten Kunden aus der Innenstadt wegziehen könnte. Umsatz, den die Händler an den Glühweinständen und in den Geschäften der City durch die Einbußen des Lockdowns dringend benötigen, könnte wegbrechen. Martina Müller, Geschäftsführerin der Stadtmarketing GmbH war sehr verwundert, als sie von den Plänen erfahren hat. „Ich habe es nicht für möglich gehalten, da ich eine Information und Abstimmung darüber vorab – entweder durch den Veranstalter oder Flächeneigentümer – erwartet hätte“, so die Marketingexpertin. „Zudem ging es bei unseren Planungen vor allem um eine Partizipation der Innenstadt für den Einzelhandel und die Gastronomie. Dieses ist aktuell, gerade im Hinblick auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie, von noch größerer Bedeutung. Eine zusätzliche Erweiterung kann und sollte meiner Meinung nach immer erst stattfinden, wenn es ausreichend Gäste, Händler und Umsätze für alle gibt, inklusive unserer Innenstadthändler und Gastronomen. Dieses ist noch nicht der Fall“, so Martina Müller. Inzwischen hat sie auch ein klärendes Gespräch mit dem Land und dem Veranstalter auf dem Alten Garten gesucht. „Zu unserem Bedauern wurde dieses krankheitsbedingt kurzfristig abgesagt. Ich habe am Rande einer unserer Veranstaltungen mit dem Organisator des Marktes auf dem Alten Garten gesprochen und ihm mein Unverständnis zum Ausdruck gebracht.“

Ähnlich sieht das auch Arno Teegen – Veranstalter des Schweriner Weihnachtsmarktes „Stern des Nordens“ und spricht von „Trittbrettfahrerei“ des konkurrierenden Unternehmers. „Wenn der Markt auf dem Alten Garten nicht gut ankommt, fällt das natürlich auf uns zurück, wir, die mit einem hohen finanziellen Aufwand zum Beispiel die Stadt illuminiert haben und eine enorme Kostenwelle vor uns herschieben.“

Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Ehlers ärgert sich. „Nach meinen Informationen gab es keine Ausschreibung des Finanzministeriums für die Vermietung des Alten Gartens. Dafür, dass das Land hier einen zweiten Weihnachtsmarkt ohne Abstimmung mit der Stadt etablieren will, habe ich kein Verständnis und so geht man auch mit Unternehmern und mit der Wirtschaft hier in der Stadt nicht um. Wir sind als Stadt doch nicht der Befehlsempfänger der Landesregierung!“

Steffen Holz