Steckbrief Stiere – Filip Dominik Hančić

Ein Torwart mit Nehmerqualitäten

Angst hat dieser Mann sich abgewöhnt. Mit Geschwindigkeiten von 130 bis 140 Stundenkilometern ballern die Gegner auf sein Tor ein. Filip Dominik Hancic wehrt die Bälle ab und schaut dabei so cool, als würde es ihn das überhaupt nichts angehen.
So sehen die Stiere-Fans ihren Torwart am liebsten: Beim Torjubel, Foto: MS

Handball • Angst hat dieser Mann sich abgewöhnt. Mit Geschwindigkeiten von 130 bis 140 Stundenkilometern ballern die Gegner auf sein Tor ein. Filip Dominik Hančić wehrt die Bälle ab und schaut dabei so cool, als würde es ihn das überhaupt nichts angehen. Seit einem Jahr steht er im Tor bei den Mecklenburger Stieren. Es ist sein erster Profivertrag. Dafür kam er 2020 aus seiner Heimat, der kroatischen Hauptstadt Zagreb, nach Schwerin.

„Du musst crazy sein, wenn Du diesen Job machen willst“, sagt er und grinst, „und das war ich, als ich anfing.“ Mit acht Jahren stand er zum ersten Mal im Tor: „Eigentlich spielte ich Linksaußen. Einmal war der Torwart nicht da. Ich hatte an dem Tag keine Lust, so viel zu laufen und hab mich angeboten, ihn zu vertreten“, erinnert er sich. Filip Hančić blieb im Tor, in seiner Freizeit schaute er alle Handballspiele, die das Fernsehen übertrug. Dabei achtete er vor allem auf die Torhüter – ihre Reflexe, ihre Coolness. So wollte er auch sein. Sein erster Vertrag als Profi bei den Stieren ist für ihn eine Riesenchance. Seine Ausbildung zum Physiotherapeuten hat er nach zwei Jahren dafür erstmal auf Eis gelegt. Bei den Stieren hat er anfangs zu seinem Vorgänger Jan Kominek aufgeschaut und ihn bewundert. Und er hat sich Druck gemacht – manchmal etwas zu viel – denn Filip Hančić ist Perfektionist. Katja, seine Frau, hat ihm oft Mut gemacht, ihn aufgebaut. Die beiden sind frisch verheiratet und leben gemeinsam in Lankow. Vor vier Jahren haben sich die beiden in Zagreb kennengelernt.

Trikotnummer 39: Filip Dominik Hančić

Sein Mannschaftskamerad beim Beachhandball, der mit Katjas Schwester verheiratet ist, zeigte ihm Fotos von der Familie auf dem Handy. Als er Katja darauf entdeckte, war Filip Hančić gleich hin und weg. „Bei ihr hast Du keine Chance“, hat ihm damals sein Teamkollege prophezeit. Dennoch: Er schrieb ihr, und sie schrieb zurück. Später kam sie zu einem wichtigen Spiel, dem Finale beim Beachhandball in Zagreb. Seine Mannschaft gewann. Das gab ihm das Selbstvertrauen, es bei Katja zu versuchen. Der Rest ist Geschichte. Drei Tage lang wurde im September Hochzeit gefeiert, zuhause in Zagreb – mit mehr als 200 Gästen von Mittwoch bis Freitag. Als der Torhüter dann am Wochenende zum Spiel nach Schwerin fuhr, haben seine Freunde weiter gefeiert, vier Tage lang.

Filip Hančić ist froh, dass er und Katja nun zusammen in Schwerin sind. Was er in der Stadt schon alles gesehen hat: „Kästnerhalle, Palmberg-Arena, Sport-und Kongresshalle, den Fernsehturm und das Schloss.“ Seine Frau, die in Zagreb Marketing studiert hat, ließ für ihn ihre Karriere sausen. In Schwerin hat sie zuerst in einem Restaurant als Bedienung gearbeitet, aber das lag ihr nicht. Katja Hančić lernt jetzt Deutsch, um hier schnell eine Arbeit zu finden, für die sie qualifiziert ist. Ihr Mann ist ein Familienmensch und wünscht sich Kinder: „Zwei, drei, vier oder fünf.“ Die kleinen Neffen seiner Frau sind oft bei ihnen, und so können Katja und Filip Hančić ihre Elternqualitäten testen. Aber trotz vieler privater Pläne behält er seine Karriere fest im Blick. Sein großer Traum, in der ersten Bundesliga zu spielen, soll schließlich einmal in Erfüllung gehen. Dafür visiert er zunächst den Aufstieg in die zweite Handball-Bundesliga an und ist optimistisch: „Wir sind ein gutes Team und wir können es auch schaffen.“

Catharina Scheer

Filip Hančić ist froh, dass er und Katja nun zusammen in Schwerin sind
Filip Hančić ist froh, dass er und Katja nun zusammen in Schwerin sind, Foto: MS