Besser wissen, was es heißt!

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Die Redaktion erklärt in dieser Rubrik Begriffe, die fast schon vergessen sind und heute kaum noch benutzt werden. Haben sie auch noch einen Begriff, der hier stehen könnte? Dann her damit! E-Mail über unsere Seite www.hauspost.de

Plumeau

In kalten Wintertagen freut sich, wer sich unter ihm verkriechen kann: Das Plumaeu geht auf das Wort „plume“, also Feder“ zurück und bezeichnet folglich ein dickeres Federbett. Der Begriff stammt aus der höfischen Welt des Barock und Rokoko und wurde vor allem in Frankreich verwendet. Doch auch in Teilen Deutschlands sowie Österreichs war die abgewandelte Bezeichnung „Plumö“ ein Begriff. Speziell die Wiener sollen ihn auch heute noch nutzen. So, wie sich die Bezeichnung in manchen Köpfen festgesetzt hat, speichert ein Plumaeu die Wärme noch lange, nachdem der Liegende das Bett verlassen hat.

Bächeln

Das Verb mag an ein Fließgewässer denken lassen und beschwört möglicherweise das Bild trinkenden Viehs vor dem inneren Auge herauf. Doch tatsächlich bezieht sich das „Bächeln“ eher auf den Menschen im Hinblick auf wohltuende Wärme – perfekt zur aktuellen Jahreszeit. Der Begriff geht auf das mittelhochdeutsche „bachen“ zurück, das wiederum „backen“ bedeutet. Wenn Ärzte also zum „Bächeln“ rieten, dann sollte der Patient sich warmhalten und eindämpfen. Während der Begriff in unseren Breiten tatsächlich ausgestorben ist, nutzen die Bayern heute noch das artverwandte „bacherlwarm“, wenn es sehr heiß ist.

Der Bowler

Der „Bowler“ hat im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts keinesfalls das Spiel mit den Kegeln gespielt. Stattdessen handelt es sich dabei um einen runden Hut aus Filz, der durch die Einarbeitung von Schellack besonders fest und widerstandsfähig war. Die Deutschen kennen diese Kopfbedeckung als „Melone“, so, wie Charlie Chaplin sie trug. Den Ursprung zu diesem Hut lieferten die Brüder Thomas und William Bowler, als sie eine Alternative zum Jagdzylinder erfinden sollten. Dieser war durch seine hohe Form dem wilden Treiben unter Bäumen nicht immer gewachsen – der „Bowler“ dagegen kam äußerst praktisch daher.

Mulus-Zeit

Wer hier an das Muli denkt, liegt gar nicht so falsch. Denn das Maultier, lateinisch „mulus“, trägt so seine Last. Die „Mulus-Zeit“ bezeichnet daher die für manche doch schwierige Phase nach Beendigung der Schullaufbahn: Welcher Beruf soll es werden? Wohin soll die Entwicklung gehen? Ungeklärte Fragen schwirren im Raum. Das Maultier dient in dem Zusammenhang als gutes Bild: Die Schulabgänger sind sicher keine Esel mehr, doch durchstarten wie Rennpferde können sie noch lange nicht. Der Begriff „Mulus-Zeit“ stand somit für die unangenehme Ungewissheit, nicht aber für leichtfertig verlängerte Ferien.

Brachet

Hier erfolgt ein Exkurs in die Landwirtschaft. Die Dreifelderwirtschaft des 19. Jahrhunderts besagte, dass die Bauern zwei Teile der Felder mit Sommer- oder Wintergemüse und -getreide besähten. Der dritte Teil lag brach. So erholte sich hier der Boden und wurde allenfalls als Weidefläche fürs Vieh bereitgestellt. Im Juni allerdings erweckten die Landwirte den brachliegenden Acker zu neuem Leben, pflügten ihn und bereiteten ihn für die Saat vor. Die „Brache“ bezeichnet also die Ruhezeit des Feldes und den Umbruch durch Pflügen im Juni. „Brachet“ wiederum ist eine alte Bezeichnung für den jetzigen Monat.

Du Vettel

Glanz und Gloria auf der Rennstrecke: Sebastian Vettel, ein deutscher Rennfahrer und Schwiegermuttertyp, steht fast immer positiv da. Doch Vorsicht – der Vergleich mit seinem Nachnamen kann nach hinten losgehen. Ein oder eher eine Vettel zu sein ist nämlich ganz und gar nicht großartig. Denn abgeleitet aus dem lateinischen Wort „vetula“, das für „altes Weib“ steht, war der Begriff „Vettel“ eine Beleidigung bis ins vergangene Jahrhundert. Er bezeichnet eine alte Frau mit zweifelhaftem Charakter. Dies ist die weichgezeichnete Umschreibung eines harten Urteils, denn kurz gesagt war eine „Vettel“ eine Schlampe.

Der Stutzer

Nicht vom Begriffsstutzigen her rührt diese Bezeichnung, sondern eher vom Gegenteil: Der „Stutzer“ kam vor allem im 19. Jahrhundert dem heutigen „Poser“ gleich und daher großspurig statt zaghaft stutzend daher. In der weiblichen Form wurde der „Stutzer“ auch durch das „Modepüppchen“ ersetzt – beides war aber nie so abfällig wie der Begriff „Geck“, der sich mit Beginn des 20. Jahrhunderts anstelle des „Stutzers“ breitmachte. Wo „Stutzer“ und „Modepüppchen“ schlichtweg auf dem neuesten Stand waren, war der Geck eine Spur drüber und stellte das auch zur Schau – die Folge: Verachtung durch die Gesellschaft.

Olle Kamelle

So ist das im Sprachgebrauch: Die Jecken in Köln oder Düsseldorf würden Stein und Bein schwören, das der Begriff „Kamelle“ Bonbons bezeichnet, die alljährlich vom Festwagen aus in die jubelnde Schar fliegen. Doch die Karnevalisten haben eine Silbe zu wenig in ihrer fröhlichen Aussprache, denn eigentlich muss es Karamellen heißen. In der zweiten Hälfte de 18. Jahrhunderts stand „Olle Kamelle“ für alles Verbrauchte, Abgenutzte und Langweilige. In Norddeutschland wiederum bezeichnet die „Kamelle“ umgangssprachlich das Heilkraut Kamille. Sie wird ja noch heute bei allerlei Beschwerden genutzt und geschätzt. Verlor die Kamille bei der Lagerung ihr Aroma und ihre Heilkraft, nannte man sie nur noch „Olle Kamelle“.

Schöne Kotze

Mit diesem Ausspruch kann man sich heute schnell mal eine Schelle fangen oder merkwürdige Blicke ernten. Doch „Kotze“ ist nicht zwingend Erbrochenes. Gerade in der kalten Jahreszeit ist die „Kotze“ wirklich vorteilhaft. Es handelt sich dabei um einen Umhang, den man sich überwarf. Meist aus Wolle oder Loden gefertigt und dadurch robust und wärmend. Das Kleidungsstück besitzt keine Ärmel, dafür aber ein Loch, durch das man seinen Kopf steckt. Ähnlich wie ein heute noch gern getragener Poncho. Bereits im 1. Jahrhundert war dieser praktische Überwurf bei Jägern oder Wanderern sehr beliebt.