Viele Berufspendler trotz Pandemie

25.600 Menschen pendeln zum Arbeiten von außerhalb nach Schwerin

Alltägliches Bild für Berufspendler: Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl der Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit weite Strecken zurücklegen, auf einem hohen Level.
Alltägliches Bild für Berufspendler: Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl der Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit weite Strecken zurücklegen, auf einem hohen Level, Foto: IG Bau

Schwerin • Wenn Lebenszeit im Stau verloren geht: Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl der Pendler in Schwerin auf einem hohen Level. Im vergangenen Jahr kamen rund 25.600 Menschen zum Arbeiten regelmäßig von außerhalb in die Stadt. Darauf macht die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) aufmerksam. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Demnach blieb die Zahl der sogenannten Einpendler nach Schwerin mit einem Minus von 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert.

Zu den wesentlichen Ursachen für die anhaltend großen Pendelströme zählt nach Einschätzung der IG BAU Mecklenburg der teure Wohnraum in den Großstädten, in denen in den letzten Jahren besonders viele Arbeitsplätze entstanden. „Aufgrund der hohen Mieten können sich viele Beschäftigte das Wohnen dort, wo sie arbeiten, nicht leisten. Ein Umzug nach Rostock oder Schwerin ist für sie nicht zu stemmen. Als Alternative bleibt oft nur stundenlange Fahrerei mit dem Auto oder der Bahn“, so Bezirksvorsitzender Jörg Reppin. In der Baubranche seien weite Anfahrtswege besonders verbreitet. Es dürfe aber nicht sein, dass Bauarbeiter, die in den Metropolen Wohnungen bauten, sich diese selbst nicht mehr leisten könnten.

Die IG BAU fordert deshalb mehr Anstrengungen bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums. „Deutlich mehr Wohnungen, die sich in den Großstädten auch Gering- und Normalverdiener leisten können, sind ein entscheidender Beitrag, um die Pendler- Zahlen zu verringern“, sagt Reppin. Beim sozialen Wohnungsbau müssten die staatlichen Fördermittel massiv aufgestockt werden und einmal gebaute Sozialwohnungen dauerhaft preisgebunden bleiben.

Dass Menschen in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen können, sei nicht nur eine soziale, sondern auch eine ökologische Frage: „Weniger Pendelei bedeutet für die Betroffenen mehr Zeit für die Familie, Freunde und Hobbys. Gleichzeitig kann ein erheblicher Teil der CO2-Emissionen im Verkehrssektor eingespart werden“, so Reppin weiter.

Nach Angaben der Arbeitsagentur verließen im vergangenen Jahr bundesweit vier von zehn sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf dem Weg zur Arbeit die Grenzen ihrer Stadt oder ihres Landkreises. Damit erreichte die Zahl der Fern-Pendler trotz Pandemie einen Höchststand von 13 Millionen.

IG Bau Nord