Geothermiebohrung am Ziel

Nach wenigen Wochen erreichten die Spezialisten in 1.340 Metern die grüne Energiequelle

Die Landeshauptstadt hat ein ehrgeiziges Ziel: Sie will bis zum Jahr 2035 CO2-neutral werden. Die Nutzung der Erdwärme ist für die Stadtwerke Schwerin deshalb ein Beitrag zur nachhaltigen und klimafreundlichen Energiegewinnung.
Blick aus der Vogelperspektive auf den Bohrplatz in Lankow. Nach Abschluss der Arbeiten entsteht hier ein Parkplatz, Fotos: Stadtwerke, mp

Lankow • Die Landeshauptstadt hat ein ehrgeiziges Ziel: Sie will bis zum Jahr 2035 CO2-neutral werden. Die Nutzung der Erdwärme ist für die Stadtwerke Schwerin deshalb ein Beitrag zur nachhaltigen und klimafreundlichen Energiegewinnung. Weit unten im Erdreich der Landeshauptstadt befindet sich eine erneuerbare Energiequelle, die nach der vollständigen Erschließung für ökologische Fernwärme sorgen wird.

Das Ziel der Bohrung in Lankow war eine Tiefe von 1.340 Metern zu erreichen. Dort befindet sich das sogenannte Aquifer – das heiße Wasser – dessen Energie in Fernwärme umgewandelt wird. Im ersten Schritt sind die Bohrspezialisten der Firma Daldrup & Söhne AG auf eine Tiefe von 400 Metern unter Geländeoberkante vorgedrungen. „Dort haben wir begonnen, weitere Rohre in das Bohrloch einzubringen und haben uns dann auf eine Tiefe von 1.235 Meter vorgearbeitet”, sagt Paul Wagner, Bohringenieur der Firma Geothermie Neubrandenburg.

Größere Probleme gab es bei den Arbeiten bisher nicht, sodass die geplante Bohrtiefe schneller als geplant erreicht wurde. Vorher musste die Bohrung über das „Doghouse” (Foto unten) ab 400 Meter Tiefe in nordwestliche Richtung gesteuert werden. „Das war notwendig, weil der technische Mindestabstand zwischen den beiden Geothermie-Bohrungen 1.100 Meter betragen muss”, sagt Projektleiter René Tilsen.

Auf den letzten 150 Metern der Arbeiten wurde das Bohrgut an die Oberfläche befördert und der geologischen Forschung zur Verfügung gestellt. Das Außergewöhnliche der Anlage: Die Nutzung der Erdwärme geschieht über Wärmepumpen. „Das ist wahrscheinlich einmalig in Europa”, sagt René Tilsen. Wärmepumpen sind Maschinen, die mit Hilfe der Kraft-Wärme-Kopplung aus niedrigen Temperaturen höhere erzeugen. Das Wasser aus der Tiefe hat nach der Förderung an die Erdoberfläche eine Temperatur von 56 Grad Celsius. Diese wird mit Hilfe der Wärmepumpen auf die Ausgangstemperatur von 80 Grad Celsius gebracht, um sie ins Fernwärmenetz einspeisen zu können.

Wenn die Arbeiten am Bohrplatz in Lankow weiter so perfekt laufen, kann die Geothermie- Anlage im ersten Quartal 2022 ans Netz gehen und Schwerin mit „grüner Fernwärme” versorgen. Der 60 mal 60 Meter große Platz in Lankow soll, wenn die Bohrgeräte wieder abgebaut worden sind, als PKW-Parkplatz für Anwohner dienen.

maxpress/Steffen Holz

Die Bohrung wird über das sogenannte „Doghouse” gesteuert, Foto: maxpress