Absolventen aus Brasilien

Nach 13 Monaten dürfen die ersten beiden Brasilianer nun als Pflegefachkräfte arbeiten

Nach 13 Monaten dürfen die ersten beiden Brasilianer nun als Pflegefachkräfte arbeiten
Marcone Lima Albino, Fotos: Sozius

Schwerin • „Sie haben es geschafft“, begrüßt Frank-Holger Blümel freudestrahlend die beiden Absolventen. „Und das auch noch mit herausragenden Leistungen. Sie sind die ersten Brasilianer in ganz Mecklenburg-Vorpommern, die nun als deutsche Pflegefachkräfte anerkannt wurden. Darauf können Sie wirklich sehr stolz sein!“

Die beiden ersten brasilianischen Absolventen, Aline Borges Guilhon und Marcone Lima Albino, haben sich im November 2018 entschlossen, nach Deutschland auszuwandern und dort als Pflegefachkraft zu arbeiten. Frank-Holger Blümel, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer im Netzwerk für Menschen (Augustenstift & SOZIUS gGmbH), erinnert sich: „Wir waren damals selbst in Rio de Janeiro, um uns als Unternehmensnetzwerk, aber vor allem die Arbeit in der Altenhilfe und auch die Stadt Schwerin vorzustellen“, beschreibt er die damalige Reise. Dabei war es ihm wichtig, ehrlich zu sein und keine falschen Versprechungen zu machen: „Was bringen uns neue Kollegen, die in ­Schwerin ankommen und etwas anderes erwartet haben? Sie würden schnell wieder abreisen oder sich einen anderen Arbeitgeber suchen. Deshalb waren wir persönlich vor Ort und haben die Gespräche keiner Agentur überlassen. 13 Arbeitsverträge haben wir nach Deutschland mitgebracht.“
Für die brasilianischen Fachkräfte, die zu diesem Zeitpunkt alle bereits ein Studium und Berufserfahrung in der Pflege vorweisen konnten, hieß es ab diesem Moment: Lernen, und zwar Deutsch, zuerst fünf Monate in Rio de Janeiro. Ende Juli 2019 ist die Gruppe dann nach Schwerin gezogen. „In all den Monaten haben sie bis zur Niveau-Stufe B2 weiter Deutsch gelernt und wurden fachlich auf die Kenntnisprüfung vorbereitet“, erläutert Frank-Holger Blümel. Diese müssen alle Pflegefachkräfte bestehen, um nachzuweisen, dass sie nach deutschen Standards arbeiten können. Für alle Prüfungen hatten sie 18 Monate Zeit. Aline Borges Guilhon und Marcone Lima Albin waren deutlich schneller. „Es ist wirklich eine große Leistung, zumal in einer langen Phase alle Schulen geschlossen waren und sie viel alleine lernen mussten“, so Frank-Holger Blümel.
Viele Kolleginnen im Netzwerk für Menschen waren an dieser Leistung beteiligt. Sie haben die Fachkräfte umfangreich unterstützt – ob als Paten oder Integrationsbegleiterin, um die Eingewöhnung in Deutschland zu erleichtern, als Praxisanleiterin oder als Projektverantwortliche. Ebenso groß war der Einsatz der verschiedenen Fachbereiche. Sie haben zahlreiche Ideen beigesteuert, um das Fachkräfte-Projekt zu einem Erfolg zu machen. „Für dieses große Engagement bin ich sehr dankbar, denn es zeigt, wie sehr wir hier im Netzwerk an einem Strang ziehen, um gemeinsam die Zukunft unserer Unternehmen zu gestalten“, fasst Frank-Holger Blümel seine Bewunderung für die vergangenen Monate zusammen.
Die übrigen brasilianischen Fachkräfte werden ebenfalls noch dieses Jahr ihre Anerkennung erhalten. Auch die nächste Gruppe ist bereits aus Sao Paulo angereist. Das Netzwerk für Menschen wird also weiterhin brasilianische Fachkräfte auf ihrem Weg nach Schwerin begleiten, denn Pflegefachkräfte werden dringend gebraucht.

Marcone Lima Albino
Ich freue mich, dass wir nun in Schwerin leben, mein Mann und ich. Wir genießen hier die schöne Natur und das gute Leben. Aber ich will weiter Deutsch lernen. Dafür besuche ich seit September in der Volkshochschule den C1-Kurs. Dann werde ich bald perfekt Deutsch sprechen.

Aline Borges Guilhon (Foto u.)
Die letzten Monate waren schwer. Deutsch ist eine wirklich schwierige Sprache. Jetzt freue ich mich auf meine Arbeit im Haus „Am Fernsehturm“ und darauf, dass ich nun mehr Freizeit habe. Nur noch Arbeiten und Freizeit. Schule ist jetzt erst einmal vorbei.


NfM/Franziska Hain