Pädagoginnen im Lehrinstitut wissen Rat

Probleme beim Lesen und Schreiben aufgrund von LRS oder als Folgen der Corona-Schulschließungen?

Probleme beim Lesen und Schreiben aufgrund von LRS oder als Folgen der Corona-Schulschließungen?
V.l.: Anja Seemann und Dr. Katrin Polak- Springer vom LOS, Foto: maxpress

Schwerin • Lesen- und Schreibenlernen macht den meisten Kindern großen Spaß. Dass dies allerdings nicht immer so ist, wissen Anja Seemann und Dr. Katrin Polak-Springer. Sie bieten Mädchen und Jungen mit Lese-Rechtschreib-Schwäche im Lehrinstitut für Orthographie und Sprachkompetenz (LOS) seit zwei Jahren ihre Hilfe an. Viele Eltern vermuten aufgrund der aktuellen Situation allerdings, dass die Probleme ihrer Kinder beim Lesen und Schreiben Folgen der Corona-Schulschließungen sind. In beiden Fällen wissen die zwei Pädagoginnen Rat.

hauspost: Mit welchen Fragen wenden sich Eltern derzeit an Sie?
Anja Seemann: Viele Eltern mussten beim gemeinsamen Lernen zu Hause während der Corona-Pandemie feststellen, dass ihr Kind Probleme im Lesen und Schreiben hat. Sie haben gemerkt, dass es immer wieder die gleichen Fehler macht, Buchstaben verdreht, scheinbar einfache Wörter mal falsch schreibt und dann wieder richtig. Und viele fragen sich jetzt, ob diese Probleme vielleicht mit dem langen Schulausfall zusammenhängen oder ob mehr dahintersteckt.

hauspost: Und was raten Sie diesen Eltern?
Anja Seemann: Der erste Schritt ist bei diesen Fragen an uns immer schon getan: Diese Eltern suchen sich Hilfe bei Experten. Der zweite Schritt ist die Testung des Kindes und ein Beratungsgespräch hier im LOS. Wir können schon ab der 2. Klasse testen und Fördermöglichkeiten aufzeigen.

hauspost: Okay, Sie testen erst, zeigen anschließend genau auf, wo die Probleme sind und dann?
Dr. Katrin Polak-Springer: Dann setzen wir auf intensives Training. Unsere Erfolgsformel lautet dabei 2x2x2, das heißt zwei Unterrichtseinheiten an zwei Tagen in der Woche für mindestens zwei Jahre.

hauspost: Das klingt viel. Aber stresst dieses Intensivprogramm die Kinder nicht noch zusätzlich? Immerhin müssen sie gerade jetzt viel Schulstoff nachholen.
Anja Seemann: Unsere Erfahrung zeigt, dass Stress bei Kindern vor allem durch Unsicherheit – „Warum kann nur ich das nicht?“ – und durch Hilflosigkeit – „Bei mir hilft nichts, egal wie viel ich übe!“ – entsteht. Unser Training ist zwar intensiv, aber dadurch, dass wir in dem Test genau die Lücken des Kindes ausmachen können, egal wie lange sie zurückliegen, hilft unsere Förderung den Kindern spürbar weiter.

hauspost: Wann also sollten sich Eltern an Sie wenden?
Dr. Katrin Polak-Springer: Wenn das Kind, obwohl es viel übt, viele Fehler macht, wenn die gleichen Wörter scheinbar zufällig richtig oder falsch geschrieben werden, wenn es die Regeln eigentlich kennt, aber nicht anwendet, wenn die Leistungen in anderen Fächern auch signifikant sinken oder wenn Eltern das Gefühl haben, dass ihr Kind deutlich mehr Zeit und Mühe in die Hausaufgaben stecken muss als andere Klassenkameraden, denn dann verliert es die Motivation und braucht dringend Hilfe.