Ökologisch bauen ohne Regenwasser wegzuhauen

Bei den Neubauten der Albert-Schweitzer-Schule und der Kita Feldstadtmäuse konzipiert das ZGM die Entwässerung erstmalig nach dem Schwammstadt-Prinzip
Die ZGM-Mitarbeiter Raimund Brosch (l.), Jacqueline Süße (m.) und Martin von Falken-Plachecki (r.) stimmen sich zur Entwässerungsplanung aktueller Baumaßnahmen ab, Foto: ZGM/David Reichert

Schwerin • Am 20. November 2023 beschloss die Stadtvertretung, in der Landeshauptstadt sukzessive das Prinzip der Schwammstadt umzusetzen.

Was ist das Schwammstadt-Prinzip?

Das Schwammstadt-Prinzip zielt darauf ab, Niederschlagswasser wie ein Schwamm aufzusaugen – so viel wie möglich vor Ort aufzunehmen und zu speichern, anstatt es lediglich einzuleiten. Das entlastet unter anderem die Kanalisation und reduziert deutlich die Überschwemmungsgefahr, besonders bei Starkregen. Das Niederschlagswasser verbessert das Stadtklima und fördert die Vegetation, da es bei Hitze und Trockenheit wieder abgegeben wird und zusätzlich zur Bewässerung von Grünflächen, Pflanzen und Bäumen genutzt werden kann.

Neubau der Förderschule mit ökologischem Entwässerungskonzept

In der Lise-Meitner-Straße im Stadtteil Mueßer Holz wird aktuell die neue Albert- Schweitzer-Schule errichtet. Im Mai beginnt auf demselben Grundstück der Bau einer neuen Zwei-Feld-Sporthalle.
Das neue Schulgebäude und auch der Sozialtrakt der Sporthalle bekommen eine extensive Grünbedachung. Sie hält Niederschlagswasser zurück und lässt es natürlich verdunsten – das sorgt im Sommer und auch im Winter für ein gutes Wohnklima und spart Energiekosten. Im Entwässerungskonzept für das Schulgebäude und die Sporthalle hat das Planungsbüro Steinhausen Justi bedacht, das Niederschlagswasser auf dem Grundstück zurückzuhalten und versickern zu lassen. Dafür sorgt eine schlagkräftige und ökologisch wertvolle Kombination – Grünflächen, neu gepflanzte Bäume und Sträucher, Mulden, die das Niederschlagswasser kurzzeitig aufnehmen und speichern, sowie Zisternen, die unter anderem genutzt werden, um den Schulgarten zu bewässern. Zwei Rigolen (Beispiel Foto u.) kommen wegen der schlechten Durchlässigkeit des Bodens ebenfalls zum Einsatz. Rigolen sind Pufferspeicher unter der Erdoberfläche und dienen der Versickerung von Niederschlagswasser. Da das ZGM für die Schule erstmals eine DGNB-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen anstrebt, werden nur Rigolen aus 100 Prozent Polypropylen (PP)-Recyclingmaterial verbaut. Bis Ende 2025 soll das Entwässerungskonzept umgesetzt werden.

Ersatzneubau Kita „Feldstadtmäuse“ erhält

Dachbegrünung Der Ersatzneubau für die Kita „Feldstadtmäuse“ in der Demmlerstraße befindet sich zurzeit in der Planungsphase. Für dieses Gebäude ist ebenfalls eine Dachbegrünung vorgesehen, um das Regenwasser verzögert abfließen zu lassen. Aufgrund der für eine Versickerung sehr ungünstigen Bodenverhältnisse und des Zuschnittes des Grundstückes kann das Niederschlagswassers zwar nicht vollständig versickern, aber es gibt eine gute Kompromisslösung.
Im nördlichen Teil des Areals nimmt eine Rigole das Regenwasser temporär auf und leitet es anschließend gedrosselt in die Kanalisation. Durch die unterirdische Zwischenspeicherung in Rigolen inklusive der technisch notwendigen Reinigungsmöglichkeiten entstehen Mehrkosten für die Baumaßnahme, aber der langfristige positive Effekt wiegt weitaus mehr.
Den südlichen Teil des Grundstückes hat das Planungsbüro Proske Landschaftsarchitektur GmbH so konzipiert, dass die Art der Pflaster- und Oberflächenmaterialien sowie eine geschickte Geländeprofilierung die Versickerung möglich machen. Die Terrassen-, Wege- und Spielflächen können das Niederschlagswasser in die umliegenden naturnah geplanten Flächen abgeben.
Der Baubeginn für die Kita „Feldstadtmäuse“ ist für August geplant. Die Umsetzung des Entwässerungskonzeptes wird mit der Fertigstellung der Freianlagen im Frühsommer 2026 abgeschlossen.

ZGM/Jacqueline Süße, Martin von Falken-Plachecki